Guccis Vergiftung mit Rattengift

Guccis Vergiftung mit Rattengift

Fast wäre Gucci seiner Vergiftung durch das Rattengift Alpha-Chloralose erlegen. 

Was passiert bei einer Vergiftung durch Rattengift?
 
Gucci wurde bei uns im Notdienst vorgestellt. Der Kater war komatös, hatte Untertemperatur (34,3°C) und befand sich in einem Krampf.

Seine Pupillen waren stark verengt. Ein Glück hatte Gucci keine Atemnot.
Notfalltherapie
 
Gucci bekam umgehend eine Behandlung gehen die Krämpfe und eine Dauertropfinfusion zur Stabilisation seines Kreislaufs. Außerdem durfte er sich auf eine kuschelige Wärmematte legen.

Hier lag der Verdacht auf eine Vergiftung mit Alpha-Chloralose (ein Rattengift) schon sehr nahe.
 
Diagnostik
 
Die Blutuntersuchung von Gucci war unauffällig, doch beim Röntgen konnten wir unsere Verdachtsdiagnose erhärten:

Wir fanden Knochenstücke einer Maus oder Ratte.
 

Weitere Therapie
 
Wir legten Gucci in Narkose und spülten den Magen per Sonde. Dabei konnten wir Fleisch, Knochenstücke und Körner (die die Maus wahrscheinlich mit dem Gift aufgenommen hatte) entfernen.

Gucci erhielt Aktivkohle direkt in den Magen. Diese wirkt adsorbierend, nimmt also das restliche Gift auf. Außerdem gaben wir dem Kater Schmerzmittel und Medikamente, um die Giftstoffe schneller ausscheiden zu können.

In kurzen Abständen überwachten wir Gucci intensivmedizinisch. Hierbei hören wir regelmäßig Lunge und Herz ab und messen die Temperatur.

Nach 16 Stunden Therapie wurde der Kater langsam wach. Nun begann die hyperästhesive Phase: Gucci reagiert überempfindlich auf jedes Geräusch und jede Berührung. Er zittert, fällt immer wieder in kurze Krampfphasen.
Wir bringen Gucci daher in einen dunklen, ruhigen Raum und überwachen ihn mit einem Baby-Video-Phone.
Mehr Infos zur Vergiftung mit Alpha-Chloralose
 
Das Gift wird in Köderform (mit Mehl oder Getreide vermischt) als Ratten-/Mäuse-/Vogelgift verwendet. Da α-Chloralose zu einer starken Erniedrigung der Körpertemperatur führt, wird diese Art von „Rattengift“ vor allem während der kalten Jahreszeiten ausgelegt.

Wie wirkt das Gift?

α-Chloralose und Trichlorethanol haben eine depressive Wirkung auf das Zentralnervensystem —> Folge: das vergiftete Tier fällt ins Koma, gleichzeitig wirkt das Gift auch stimulierend (Hyperreflexie). Kleinste Geräusche oder Berührungen können zu Krämpfen führen. Daneben kann in den Bronchien eine vermehrte  Schleimbildung auftreten, wodurch die Atmung behindert wird. Das Gift führt dazu, dass das vergiftete Tier seine Körpertemperatur nicht mehr regulieren kann. Die Körpertemperatur sinkt auf Umgebungstemperaturen. Dies führt zum Tod des vergifteten Tieres.

Tödliche Dosis

Für die Katze führt die Aufnahme von etwa 100mg pro Kilogramm Körpergewicht zum Tod. Ein Hund verstirbt nach eine Aufnahme von 600-1000 mg/kg Körpergewicht.

Beispiel: Wenn 1g Rattengift 40mg toxische Substanz enthält und die Packung eine Auslage von 5-20g empfiehlt, enthalten 10g Gift 400mg Alpha-Chloralose. Für eine Katze mit einem Gewicht von 4kg ist also bei Aufnahme der 10g die tödliche Menge von 100mg/kg bereits erreicht.

Auftreten der ersten Symptome

Die ersten Symptome treten 30 Minuten bis zu 4 Stunden nach Aufnahme der giftigen Substanz auf.

Symptome

Allgemeinzustand, Verhalten

Vermindertes Bewusstsein bis hin zu Koma, das 24-48 Stunden dauern kann.

Untertemperatur

Ataxie (schwankender Gang)

Nervensystem

Zittern, Krämpfe

Augen

Verengte Pupillen

Atmung

Atemnot aufgrund des vermehrten Schleims in der Lunge

Nachweis

Keine Akutdiagnostik möglich.

Die klinischen Zeichen und ggf. der Nachweis von Knochenteilen im Magen des Patienten (Ratte/Maus gefressen), geben Hinweise auf das Vorliegen dieser Vergiftung.

Die alpha-Chloralose kann in speziellen Laboren aus Blut, Urin, Mageninhalt oder Futter mittels Gaschromatographie nachgewiesen werden.

 Therapie Notfallmaßnahmen

Kreislauf stabilisieren
Atmung stabilisieren
Krämpfe kontrollieren
Patient aufwärmen
Magenspülung
Eingabe von Aktivkohle mittels Magensonde
Infusion, ggf. forcierte Diurese, ggf. Regulierung der Azidose
Ruhe: Lagerung des Patienten in einer sicheren, dunklen und ruhigen Umgebung
Der Patient kann nach 24 – 48 Stunden geheilt sein.
Wie geht es Gucci jetzt?
 
Am folgenden Morgen zeigt Gucci lediglich noch eine leichte Ataxie (leicht schwankender Gang) und eine leichte Hyperästhesie (Überempfindlichkeit) der Ohren. Diese Symptome werden sich in den nächsten Tagen legen.

Er zeigte eine gute Futteraufnahme und konnte gegen Mittag entlassen werden.

Es ist keine Folgetherapie nötig.